Verfasst von: Spiegel / Ausgabe 43/2016
veröffentlicht am: 07.11.2016

Solidarvereine im Gesundheitssystem

Hilfst du mir, so helf ich dir

Genervt von bürokratischen Kassen oder teuren Privatversicherungen? Unser Gesundheitssystem bietet noch einen dritten Weg, um sich abzusichern.

Nach fünf Jahren in der privaten Krankenversicherung hatte Rainer Regling genug. Als Patient war er stets preiswert gewesen. Erkältungen kurierte er mit Hausmitteln, zum Doktor ging er nur selten, die Rechnung beim Augenarzt zahlte er selbst. Und doch musste er zusehen, wie sich seine Beiträge in die Höhe schraubten. „Irgendwann hatte ich das Gefühl: Ich zahle, zahle, zahle und weiß doch nicht, wofür“, sagt Regling.

Im Januar vor vier Jahren stieg er aus. Der selbstständige Trauerredner kündigte seine private Versicherung und unterschrieb einen Mitgliedsantrag bei der Samarita-Solidargemeinschaft. Was genau einen solchen Gesundheitsverein ausmacht, musste Regling zuvor erst googeln. Anfangs konnte er das Versprechen kaum glauben: Für seine Absicherung zahlt er jetzt weniger, dafür darf er mehr selbst entscheiden. Der Unterschied ist, dass Regling nun regelmäßig in der Gruppe über sein Wohlbefinden diskutiert – und dass seine Versicherung streng genommen keine ist.

Es ist bekannt, dass es im deutschen Gesundheitswesen ein Nebeneinander von gesetzlichen Kassen und privaten Versicherungen gibt. Weniger bekannt ist, dass ein dritter Weg existiert. Sozialexperten schätzen, dass in der Bundesrepublik mehr als 20.000 Menschen in sogenannten Solidargemeinschaften abgesichert sind. Sie versprechen, im Krankheitsfall füreinander einzutreten – nicht nur mit Geld, sondern unter Umständen auch mit Zeit.

Link zum Artikel

Quelle(n):

spiegel.de